14.12.08

Zandvoort, Potsdamer Platz



Mein silberner Ford Granada steht am Strand, am dunklen, es ist Nacht in Zandvoort und ich liege auf seiner verbeulten Motorhaube unter der ein durchzugsstarker 2,8 l – Motor schläft, müde von der Fahrt, doch zufrieden, so wie ich und Robert, der neben mir auf der Haube liegt und seinen 2. Joint baut, seinen 2. Joint nach unserer Ankunft am Strand von Zandvoort, am dunklen, und der Himmel ist so klar wie ein Himmel nur sein kann und das Meer leuchtet oder zumindest denke ich das. Das serienmäßige Radio der Ghia – Ausstattung säuselt leise im Inneren des Wagens und ich versuche leise mitzusingen, doch ich kenne das Lied von Roberts Kassette kaum, obwohl wir sie den ganzen Weg von Hamm gehört haben, aber das macht nichts. Hinter uns erhebt sich die befestigte Promenade, auf der ein paar Harley – Davidson Motorräder stehen, verwaist, und dahinter erheben sich die beiden Strandhotels, übergroß und es brennt kein Licht in keinem Fenster, in keinem Hotel. Mein Vater hat mir vor zwei Monaten den Granada gekauft, und ich habe ihn umarmt und war glücklich.
Ich vermisse meine Freundin, merke ich, als aus den alten Boxen „Where do you go to my lovely“ kriecht und ich schließe die Augen und für einen Moment liegt Zandvoort an der Côte d’Azur und fast glaube ich, dass meine Freundin auch wie Marlene Dietrich redet und ich fühle mich erwachsen mit meinen 18 Jahren und ich lächle zufrieden, als Robert mir den Joint reicht.
Ich spüre den Wagen unter mir und es fühlt sich gut an, denn ich liebe meinen Granada mit dem durchzugsstarken 2,8l Motor und ich ziehe kräftig an dem äußerst geschickt gedrehten Joint von Robert und schaue auf die Wellen vor uns, am Strand von Zandvoort an der holländischen Nordseeküste.
Ich vermisse meine Freundin.

Am nächsten Tag springt mein Auto nicht an und ein Mann aus Köln hilft uns und überbrückt.
Ich fahre mit Robert an der Küste entlang weiter Richtung Westen und am Mittag liegen wir auch da am Strand und rauchen auch da einen Joint.



Irgendwann später laufe ich über den dunklen Kurfürstendamm in Richtung Tauentzienstrasse und ich merke mir, dass auf dem Weg zwischen Schlüterstrasse und Uhlandstrasse nicht ein Auto über den Kudamm fährt, außer einem Taxi, dass ich heranwinke und es hält an und ich wünsche mir für einen Moment so sehr, dass das es ein New Yorker Taxi wäre in das ich einsteige, doch es ist nur ein alter Mercedes mit einer durchgesessenen grünen Rücksitzlederbank und der Fahrer nickt nur kurz als ich mein Ziel nenne und nach acht Minuten hat es die halbe Stadt durchquert und ich zahle 10 Euro und steige aus am Potsdamer Platz, dem Ort des Grauens. Ich stehe am Marlene – Dietrich – Platz und überquere ihn in etwas mehr als einer Minute.

Während ich an den Fassaden dieser faschistischen Ikea – Architektur vorbeistolpere, denke ich nichts.

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