09.06.10

SATZ






Für mich war es Duran Duran, live in einer großen hässlichen Mehrzweckhalle, und meine Oma und der Bäcker unter Ihrer kleinen Vorstadtwohnung und der Baumkuchen, der gute Baumkuchen in einem heißen Sommer und Tee und Geburtstage, als man sie noch feiern mußte und der Baggersee und der ertrunkene Mann und dann die Haltestelle und der zerfetzte Körper meines Freundes, als er mit seinem Bonanzarad in den LKW fuhr und ich hinter ihm stand und meine Augen verfolgten den kleinen Körper, als er wie ein blutiger Engel in den Graben flog und meine Mutter, meine grauhaarige, dürre Mutter, zerfressen von allen Krankheiten dieser Welt und ihr Tod und das Halbieren einer nichtexistenten Familie und ein Krankenhaus in der Nacht, am Rande von Paris und zuwenig Sauerstoff und zuwenig Halt und zuwenig Hoffnung und dann setzte der Herzschlag aus und Du bist plötzlich tot und wenn auch nur für eine Minute aber Du bist tot und dann setzt plötzlich alles wieder ein und die Geräte schlagen aus doch keiner steht am Bett, der betet, Du bist einfach ganz alleine und dies ist kein Geburtstag, nein, es ist kein Geburtstag und du mißtraust allen Dingen, denn nichts und niemand ist dumm genug um einem Toten eine Zukunft zu versprechen und alles ist immer nur Verlust und nichts bleibt Dir und dann bäumst Du Dich auf und müde Luft schiesst in deine faltigen Lungenflügel und nur für einen Moment denkst Du: Ich lebe.






1 Kommentar:

  1. braucht es den knallharten Schmerz? Verlust. Allerdings schafft er Bewußtsein. Für alles, irgendwie. Für das HIER und jetzt. Für die anderen Lebendigen.

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