Bravo.
"So steht man noch, mit leeren Händen. In einem gewissen Alter hat man ein Leben hinter sich, wissen sie? Man hat gelebt und nicht alles war gut, doch selten war es schön. Meine Vergangenheiten sind hier und jetzt. Ich kann mich noch so sehr ändern, es hilft alles nichts, wenn man nur an dem gemessen wird, was man früher war. Wen interessiert schon das Jetzt? Und am Ende? Am Ende bleibt das Nichts. Das gleiche Nichts, das man schon am Anfang kannte. Erinnerungen verdampfen in der heissen Stadtsonne und die kläglichen Reste werden zerredet durch kluge Menschen, die tapfere Ratschläge geben, wenn sie ihren eigenen Nutzen noch geltend machen wollen. Und wenn sie eines wollen, dann wohl das.
Vergiftete Gedanken werden Meinungen.
Die Hitze verflirrt jeden klaren Gedanken und Du sagst einfach Ja, weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist.
Am Ende bleibt das Nichts. Notbremsen kommen meist zu spät. Jeder schöne Moment ist heute nur noch Moment, morgen nur Bruchstück, bald nur flüchtige Spur. Man endet dort, wo man begann: Als Unbekannter. Keine Biographien werden umgeschrieben, nur durch Nachreden. Nicht meine, nicht Deine. So etwas gibt es nicht. Nein, nicht mal in Berlin.
Jetzt geht die Sonne auf, dort hinten, hinterm Alex. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt gesehen habe. Nüchtern sehe ich ein, das alles Abschied war, schon immer. Und ich steige in ein Taxi, es ist halb fünf, der Himmel wird immer heller und keine Wolke ist zu sehen und ich fahre und fahre und fahre und setze mich wassertrinkend und nichtrauchend auf die Mauer und warte auf die Flut, die irgendwie alles hinwegspülen wird und alles reinwäscht und mich mitnimmt, aber das Wasser schlägt keine Wellen heute morgen und in der Ferne höre ich einen Hund bellen, dann schliesse ich die Augen. Ein Teil von mir stirbt, ganz langsam und unbeobachtet: Genauso wie es alle wollten."
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