29.07.10

NUR SO'N TAG

kein spaziergang nach canossa, kerze ausgeblasen
keine sterne heute nacht wie überm zehdenicker rasen
so kann man doch nicht leben jetzt und morgen sowieso
innerlich ergraut in wochen, alles nur noch falsche show
immernoch halbiert und still, ipod spielt nur blut
nichtmal tränen rinnen hier, nichtmal mehr voll wut
kraftlos vegetiert man so, schlafen ohne traum
man atmet, doch ein leben schimpft man das wohl kaum

27.07.10

JEDE NACHT

Die Narbe vom 21. Oktober schliesst sich nicht
Das neue Bett hilft auch nicht bei Einschlafen,
genauso wenig wie das neue Sofa sitzbar ist
oder die Kommode in Mode und Fläche
für totgefaltete Discounterhemden ist,
was es ist, ist ein Wälzen, von links nach rechts
und zurück und Schlafzimmerdeckenstarren um vier Uhr morgens.
Der Nikotingeruch ist verbannt,
doch kein Duft trat an seiner Stelle,
alles ist verwaschen und die leeren Flaschen
waren nur gefüllt mit dem allerstillstem Wasser
und sind jetzt doch genauso leer
und geruchslos wie alles andere hier
Jede Nacht auf's Neue
Jede Nacht
Jede Nacht

26.07.10

EVERYTHING

then they call you sweet
and they make you breaking
into tears
watch your little feather hat
tumbling down the windy streets
of the town thats in your head
kissing in a club
oh that is so long ago
i saw you dancing up above
to a bass that's way too low
you have been different
you have been different
you have been different

24.07.10

DEIN STOFF

in der pariser strasse lag ein ostberliner teppich

der gegen heimweh helfen sollte

als man ihn entrollte

den schmerz und das gefühl das kenn ich

wenn man sich an dinge kettet

und erinnerungen rettet

die man wirklich lieber wollte

als neue seiten umzublättern.

in der pariser strasse lag ein ostberliner teppich

der gegen heimweh helfen sollte

als man ihn entrollte

doch gewebe schützt nicht vor dem kentern

so ging der teppich unter in der strasse

mit dem namen jener stadt

in der man selbst nen teppich hatte

eher eine alte matte,

aber immerhin,

ein stückchen heimat

ein kleines stückchen heimat.

22.07.10

BDB

Hundert Lieder

Hundertfaches Lachen

wartet

dunkle Zimmer

kaltes Wasser

Narbenbeine

Verräterschweine

Seenächte

Algenflechte

Entenschnattern

aus dem nahen Osten

auskosten!

bald ist es soweit

bist du bereit

21.07.10

THE MISSING LIST

RUNAWAY - the national
ALL I WANTED - PARAMORE
HOW IT ENDS - devotchka
WAIT FOR ME - moby
AND NOW SHE SLEEPS - the jeremy days
MISS YOU - trentemoller
THE SPORTING LIFE - decemberists
I'M ON FIRE - bat for lashes
MY LOVE - sia
NO GOODBYE - kevin shields
IN YOUR SHIRT - the irrepressibles
JULIE THRU THE BLINDS - the jeremy days

ES GIBT NOCH SO VIEL MEHR

20.07.10

KOPFHÖRER


"Als der alte M. nach Hause kam und seine lederne T. in eine der vielen Ecken seiner W. stellte, dorthin, wo sie immer stand, wenn er sie morgens griff, im Halbschlaf und mit faltigem Gesicht, war das Zimmer dunkel und leer und die Luft schwül, schwüler als sonst, merkte er. Die Zeit war letztendlich stehengeblieben. Oder schlimmer noch, sie hakte. Wie eine verkratzte Platte, die nur eine bestimmte Stelle spielt, weil die Nadel immer wieder um ein paar Millimeter zurückspringt, zu der immergleichen Zeile, zum immergleichen Takt, immer und immer wieder. Es war seine Musik. Es waren Bilder und ein Duft, Momente und Berührungen. Orte. Und Wörter. Es war seine Musik. Die Zeit war stehengeblieben. Die Zeit war stehengeblieben. Es war seine Musik. Die Schöne, das Biest, der Tote und der alte Mann. Flanellgrabenkämpfe. Es war früh am Morgen. Der alte M. konnte das nicht vergessen."

Es war der Tag, an dem der Tiger in einen See fiel und ertrank. Langsam sank er auf den schlammigen Grund, zwischen Wurzeln und neugierigen Fischen. Die Zeit war stehengeblieben für ihn. Die Nadel sprang, die gleiche Stelle, immer wieder. Jeden Morgen, jeden Abend, jede Nacht. Immer und immer wieder, für immer und immer. Der Mensch: Er konnte wohl das Glück entbehren, aber nicht die Hoffnung.



19.07.10

18. JULI

Es ist kühler geworden, oder?
Auch hier am See.
Bist Du hier?
In der Nähe?
An der Mauer?
Am Baum, in den ich unsere Namen ritzte?
Die Rinde wächst nicht mehr,
noch immer ist alles gut erkennbar.
Ich muss gehen,
die letzte Tram
fährt
gleich.

16.07.10

GESTERN

ORANKE, 15. JULI 2010


Der Mensch kann sich von allem trennen, nur nicht von der Hoffnung.

Ilja Erenburg



14.07.10

LOS ANGELES PLATZ, BERLIN, 14. JULI 2010

  • Denn niemand sollte den Willen des Wartens unterschätzen. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen.








  • Wer kann schon den Moment vergessen, der sein Leben veränderte?





NEUTRALE ZONE UNBEKANNT

Wo sind die Fürsprecher?
Wo sind die Freunde?
Wo sind die Überzeuger?
Wo sind die Denker?
Wo sind die mit der richtigen Version?
Wo sind die Richtigsteller?
Wo sind die, die nicht aufgaben?
Wo sind die, die mich kennen können?
Wo sind die, die träumen?
Wo sind die Verteidiger?
Wo sind die Zweifler?
Wo sind die Verzeiher?
Wo sind die, die stolpern?
Wo sind die, die lachen?
Wo sind die, die weinen?
Wo sind die, die glauben?
Wo sind die, die hoffen?
Wo sind die, die wagen?
Wo sind die, die wollen?
Wo sind die, die Ewigkeit kennen?
Wo sind die Menschen?

THIS HAS CHANGED MY LIFE FOREVER

VIELLEICHT IST EINFACH ALLES ABSCHIED














An einer Zugbrücke im Havelland

wurde sein Name plötzlich unbekannt
Vielleicht ist einfach alles Abschied
Der Hals ist kalt, kein Tuch zum wärmen
Wenn all die Noten nur noch lärmen
Vielleicht ist einfach alles Abschied
Wie aus Stein gehauen wartet er
Wohl umsonst, doch was andres geht nicht mehr
Vielleicht ist einfach alles Abschied
Und während sie sich in der Gewißheit anderer sonnte
Warf er ihr die Liebe mit derartiger Wucht vor die Füße,
dass sie nur zerspringen konnte
Vielleicht ist einfach alles Abschied

13.07.10

TOSSER

like to flatten them, from head to toe,
head to toe
like to flatten them, from head to toe,
all over again
you're good at bumping someone off, right?
again and again
gone crackers
off my trolley
you guessed it right
i was well gone
pretty well gone
from the happening places
with familiar faces
standing someone up
again

12.07.10

UNKONTROLLIERT

"Ich kann das nicht!! Ich hasse dieses Lied, ich kann es nicht hören, die ersten Takte lassen mir die Beine wegknicken, hörst Du?? Ich sterbe hier! Es gibt ein Lied für jeden Anfang und es gibt ein anderes Lied, wenn alles in Scherben liegt und alles ist einfach nur schlimm und schlecht und schwarz! Warum musstest Du mir dieses Lied geben? Warum gerade mir? Diese Stimme trampelt noch auf meinem Kopf herum, wenn ich schon längst am Boden liege! Ich ertrage das nicht! Nimm es zurück! Lösche es aus meiner Erinnerung! Pandora! Alles kommt hoch, immer, ständig, gestern, heute, morgen, immer und immer wieder! Nimm es zurück! Ich verzweifle!"

NEW YORK


Don't talk now
big plans are made listening
but all my words
come back to me
slowly
the heavenly music would stop
I'm sure it would stop
ooh if the angels
could only see us now
Julie thru the blinds
I see something I've never seen before
Julie thru the blinds
I know there's music outside this door
Julie on my mind
if it means something to us
Julie outside
everyday they bring us more
and more
just my luck
if you're building walls
you can't see no more
I swear
if I could tear them all down
and I'll talk and talk for hours
see how far that gets me
I told ya
Julie thru the blinds
I see something I've never seen before
Julie thru the blinds
I know there's music outside this door
Julie on my mind
if it means something to us
Julie outside
everyday they bring us more
more and more and more.


I made a mistake in my life today
everything I love gets lost in drawers
I want to start over, I want to be winning
way out of sync from the beginning
I wanna hurry home to you
put on a slow, dumb show for you
and crack you up
so you can put a blue ribbon on my brain
god I’m very, very frightening
I’ll overdo it
You know I dreamed about you
for thirty-eight years before I saw you
You know I dreamed about you
I missed you for
for thirty-eight years



10.07.10

KAMPAGNE

Bravo.
"So steht man noch, mit leeren Händen. In einem gewissen Alter hat man ein Leben hinter sich, wissen sie? Man hat gelebt und nicht alles war gut, doch selten war es schön. Meine Vergangenheiten sind hier und jetzt. Ich kann mich noch so sehr ändern, es hilft alles nichts, wenn man nur an dem gemessen wird, was man früher war. Wen interessiert schon das Jetzt? Und am Ende? Am Ende bleibt das Nichts. Das gleiche Nichts, das man schon am Anfang kannte. Erinnerungen verdampfen in der heissen Stadtsonne und die kläglichen Reste werden zerredet durch kluge Menschen, die tapfere Ratschläge geben, wenn sie ihren eigenen Nutzen noch geltend machen wollen. Und wenn sie eines wollen, dann wohl das.
Vergiftete Gedanken werden Meinungen.
Die Hitze verflirrt jeden klaren Gedanken und Du sagst einfach Ja, weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist.
Am Ende bleibt das Nichts. Notbremsen kommen meist zu spät. Jeder schöne Moment ist heute nur noch Moment, morgen nur Bruchstück, bald nur flüchtige Spur. Man endet dort, wo man begann: Als Unbekannter. Keine Biographien werden umgeschrieben, nur durch Nachreden. Nicht meine, nicht Deine. So etwas gibt es nicht. Nein, nicht mal in Berlin.
Jetzt geht die Sonne auf, dort hinten, hinterm Alex. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt gesehen habe. Nüchtern sehe ich ein, das alles Abschied war, schon immer. Und ich steige in ein Taxi, es ist halb fünf, der Himmel wird immer heller und keine Wolke ist zu sehen und ich fahre und fahre und fahre und setze mich wassertrinkend und nichtrauchend auf die Mauer und warte auf die Flut, die irgendwie alles hinwegspülen wird und alles reinwäscht und mich mitnimmt, aber das Wasser schlägt keine Wellen heute morgen und in der Ferne höre ich einen Hund bellen, dann schliesse ich die Augen. Ein Teil von mir stirbt, ganz langsam und unbeobachtet: Genauso wie es alle wollten."

08.07.10

W.I.S.?



WEICHSPÜLER

Als am 3. Juli um 18:02 Uhr der Autokorso seine Strasse Richtung Kurfürstendamm runterdampft, mit wehenden Fahnen aus Schwarz-Rot-Gold und ebenso bemalten afrikanischen Plastiktröten, sitzt Peter in seinem schwül-warmen Wohnzimmer, nur mit einem T-Shirt bekleidet und trinkt lauwarme Fanta. Und während er da so sitzt, halbnackt und verschwitzt, böllern draussen die Knaller und verwandeln den Kudamm in ein nebeliges Kriegsfeld auf dem nur noch die Deutschen flaggenschwenkend stehen und den Sieg Ihrer Mannschaft über Argentinien beschreien. Es ist WM und es ist Sommer und es ist ein heisser Sommer. Als Peter heute morgen aufgestanden ist, zeigte das Thermometer bereits 30 Grad und mittlerweile mag es wohl fast 10 Grad mehr sein, wie gesagt, es ist heiß.

Nur ab und zu hat er mal zum Spiel gezappt, blieb aber immer wieder bei Not another Teen movie hängen, Screwball, Highschool, oder wie das heisst, dachte Peter. Irgendwie war das lustiger. Fussball mochte er nicht so, müssen sie wissen. Und Public Viewing mochte er auch nicht. Das Vorrundenspiel gegen Serbien, da saß er mal an einem aufgeschütteten Beach hinterm Hauptbahnhof mit 1000 anderen Menschen aber nein, das mochte er nicht. Er mochte überhaupt sehr wenig, der Peter. Oft war ihm die Anwesenheit von Menschen schon zuviel. Musste er einkaufen, tat er es meist früh am Morgen, wenn die Strassen noch leer waren, leerer noch als am Mittag oder so.

8. Juli.
Um sechs Uhr saß er meist im Waschsalon, nicht mal die Sonne war zu sehen, nur ein paar schwankende Menschen, die gerade auf dem Heimweg waren als sein Zahnpastamundduft mit fremden Bierfahnen kollidierte, Ecke Düsseldorfer Strasse. Nur der alte Penner mit dem Gepäckwagen duftete wie jeden Morgen. Wie immer schlug er sich die Hand auf’s Herz und grüßte Peter mit „Guten Morgen, Habibi“, und Peter nickte und lächelte und lauschte dem Quietschen der Reifen des Gepäckwagens des alten Penners.
Sonnenaufgangsstrassentrauer und ein silberner Japaner,
nicht nachzudenken, das macht einen nur noch trauriger.