14.04.11

HAUTCREME 2004

Mein Fernseher im Wohnzimmer steht nur einen Meter von der Couch entfernt, da die Fernbedienung kaputt ist, muss ich per Hand umschalten und dafür will ich nicht aufstehen. Aber meist nutze ich die Füße. Ich zappe von Kanal zu Kanal und bleibe bei der neuen Nivea-Werbung hängen, immer wieder, denn ich liebe eines der Models. Ich sehe den Spot jeden Tag und jedes Mal schlägt mein Herz höher, so schön und verdorben ist das brünette Mädchen, das sich seine Beine mit irgendeinem Scheiß eincremt, während im Hintergrund Ihre Freundinnen um die Wette strahlen. Sie lümmeln sich auf einer schicken Sitzecke in einer schicken, hellen Wohnung, die so aussieht wie eine Wohnung in einer Nivea-Werbung. Die amerikanische Küche aus gebürstetem Edelstahl mit dunklen Rosenholzoberflächen und einer Espressomaschine und Tropfenlampen, im Wohnzimmer ein Lounge Chair, ein großer Esstisch mit Arne-Jacobsen-Stühlen und einer gigantischen Vase mit einer noch gigantischeren, einzelnen, undefinierbaren Pflanze darin und in all der unfassbar stereotypen Umgebung sitzt die Göttin und cremt sich ihre Beine ein und lächelt mich an und ist glücklich und ihre Freundinnen sind wirklich gute Freundinnen, die gerne bei Ihr zu Hause sind, nicht zuletzt wegen Nivea und der Espressomaschine, vermute ich.

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