25.09.12

22:22












Er  wirft dich in die Raeume, du kannst ja gar nicht mehr den Ausgang finden, wenn du nur mit dem Ruecken zur Wand stehst. Es glitzert, im Grill, Borchardt warst du lange nicht, der erste Drink, der erste Mensch. Ein Taxi, schon wieder, der Zielort klingt wie eine Phrase. Vorbei an Hotels, wieder im Bett, die Technik ist altmodisch, das Essen ungesund, die Sehnsucht verdorben und nichts kommt morgen was anders waere. (...)

17.09.12

SUNDOWNERSYNDROM IM SPÄTEN SOMMER


So kleine Schreiberlinge, kleine Schreiberlinge und Eure
erschwindelten Mitteilungsbedürfnisse  
mit gelangweilten und dahingehusteten Sätzen
aus aneinandergereihten Sinnlosigkeiten,
wo Spannungen ersetzt werden
durch Selbstzufriedenheiten und Sonnenbrillen
und Nichtdazugehörigkeiten,
in der Abendsonne irgendeiner Kulturmetropole.
Ich kann euch nicht fühlen, nicht ertragen,
nicht lesen, nicht hassen,
aber ich nehme euch wahr,
seid froh und sicher,  ich nehme euch wahr,
wie kleine Schauspieler, Auswendiglerner
Grimassenschneider,
Ihr Kulturklötze, mit euren kleinen
Vorstadtbühnengeschichtchen,
Ihr People of Today, kontrastreich in Passbildboxen,
Viererbilder, Zungen raus,
es gibt nicht mehr was Ihr der Welt zeigen könnt.
Ich sehe euch nicht zu, seid froh,
man sieht euch nicht mehr zu.

09.09.12

WIE GEHTS?

das erfüllen des wunsches war dabei
das leichteste,
als ob sie wie die schakale um die blocks
in der umgebung streiften,
bereit und einen atemzug entfernt,
alles war so leicht, für jeden,
jederzeit,
ein paar zahlen
und der tiefe sprung ins dunkle
immer tiefer,
immer 

07.09.12

JR

rathaus-center, pankowland
tramgerüttel: fulminant
die sonne scheint
die oma lacht
alle sorgen hausgemacht

zwanzig vierzig prenzlberg
gekicher wie ein scharfes schwert
mütze tiefer ins gesicht
hauptsache man sieht mich nicht





28.08.12

UNHEILBAR

Leichte Kopfschmerzen in der Magengegend,
als ich hier wieder stehe.

Sofas in den Strassen,
ein dünner Sänger, ein fahler See.

Bären auf Bänken,
ein paar tote Fische treiben ans Ufer.

Rostige Wasserrutschen, gelbes Schilf
When I got home

Mickey D, der Duft der Stunde
noch im Toyota

See the danger


24.08.12

WER ODER WO IST MONTENEGRO?

Die Fahrt vom Flughafen ins Hotel dauert zwei Stunden, räuspert der Mann am Steuer - die ersten Worte, die gesprochen werden, eine halbe Stunde nachdem ich eingestiegen war. Ein Nicken als Begrüßung. 
"Currency...Euro?" frage ich.
"Yes, yes."
Wir halten an einer Tankstelle. Der Kühler. 
Ich kaufe eine Flasche Wasser und Hobbits. Es sind 35° C. 
Links, viel weiter unten: Palmen, Klischeebuchten, verfallene Rohbauten, soweit das Auge reicht. Dazwischen Hotels, weitere Tankstellen. 
Ein brennendes Auto. Als wir an ihm vorbeifahren, wird es sehr heiß. Es riecht nach verkohltem Plastik. Die Männer auf den Strassen sind düster und dunkel, die Frauen sind groß und schön. 
Ampel. 
Toni Braxton in einem Golf 3.
37°C. 
An jede Hauswand klammert sich eine japsende Klimaanlage. Jede Wiese ist hier Golfplatz, ein dutzend Pflastersteine das Versprechen einer Strasse, die sich vorbei an Nattern schlängelt.

HAMMERSCHMIDT



Bonner Villenviertel
Bo Derek und ein Pferd
Steh auf und schalte um
die Info ist nichts wert
Bomben, Hitze, Costa Brava
Felsenkueste satt
und dumpfes Tennisplatzgelaber
über Yassir Arafat
Nationalgericht hier: Fritten
und Donkey Kong am Pool
man fühlte sich inmitten
allem plötzlich cool
Die ersten Haie tauchten auf
und trüber Dauerregen
und Hammerschmidts im fernen Land
wollten was bewegen
Augen zu, es endet hier
ab jetzt kommt nur noch Schmerz
und wenn man schon noch Leben will
dann bitte ohne Herz







21.08.12

1980






Es war eher am Morgen, 
Alu-Koffer aus Kunststoff, 
Inzucht unter Raubtieren, 
"Efendi!"-Rufe und Flamingofarben. 
Abtauchen. Auftauchen. 
Bellende Huftiere. Der Graben. 
Sehnsucht.


11.08.12

MAUERFALL, MAUERBAU



ich erinnere, spät am abend, früh am morgen, aluminiumkoffer in meinen händen, mentholzigaretten in deinen und stottern und blaulicht hinter dir, engelsgleich der schein in flackernd-blau der nahen polizeistation und schamgefühl, schamgefühl um vier uhr morgens, erklärend, mit leeren händen jetzt, und arroganz, die ganze strasse breit, das ganze viertel dunkel in arroganz getaucht. ich wurde immer nur noch kleiner als ich weinte, mauerbau, mauerfall, mauerbau und du, dich drehend, nicht von dieser welt, leider, argumente zerplatzen an den spitzen knochen, die scheinbar schuldfrei über deinem jeanssaum blitzen und ich, ich konzentriere mich auf klaren ausdruck und zungenbewegung in einem mund, so trocken wie die danakil.

DON'T BE AM FRÜHSTEN MORGEN

manchmal wuenschte ich so sehr 
ich waer tourist in meiner stadt 
und wuesste nichts von alledem 
was diese stadt so grausam macht 
Unbeschwert besichtigen, 
fotos machen hier und da 
und dann am ende jedes  tage
zurueck in mein provinzblabla. 
die naechte sind die schlimmsten hier, 
ganz anders als in den prospekten, 
statt engel die dich schlafen legen 
sind hier  nur teufel die dich wecken. 

07.08.12

SONNTAGS



Zwischen Meterkreuzen, Hammerwurf und Chlorpalaesten:  Der Kommentator des Pferdesports saeuselt schwuel und blumig Fachbegriffe in sein Mikrofon. Nichts wuerde er lieber tun, vielleicht noch selbst die Stute reiten, fuehren in der Abendsonne, vorbei an pinken Blumenkuebeln,  in adretter Kleidung. Der kleine Mann des Pferdesports geht abends schnell in ein Hotel, in einer grossen Stadt, die viel zu viele Autos und viel zu wenig Kutschen hat. 

03.08.12

623

(am savignyplatz wo die penner liegen wo charlottenburger ihr charlottenburg am meisten lieben verfehlte comic-kunst am bau und die stadtbekannte stadttoilettenhaeusschensau ihr horizontales gewerbe meist im stehen meistert und auf den punkt genau 


menschen manchmal krustentiere rot vor angst sich zu blamieren siedeln ein und bauen mauern)

28.07.12

EINE HALBE STUNDE





jetzt ziehst du los und ohne mich
verwickelst dich, bist unkenntlich
umgeben von den höchsten Orten
wo keine Worte Horden morden
so wie hier unten in der Schlucht
Einsamkeit ist eine Sucht. 
am Bahnsteig winkt Vergangenheit
hier verblasst dein ganzes Leid
zurück bleibt grau-entfernte Jugend
Einsamkeit ist deine Tugend

25.07.12

ÜBER DIE ENTFERNUNG ZU VORBEIFAHRENDEN AUTOS

Es gibt  nicht allzu viel zu sagen über Nebelnächte


Weissweintrunken, Haltung wahren,
überheblich: Dominanzgebaren.
Der Sommer ist besonders hart,
Das Hirn ist hier besonders zart
wenn dünne Strahlen durch Milchfenster dringen
um dir ein letztes Requiem zu singen



18.07.12

LM





so wie marlene, bei der beerdigung, am schöneberger marktplatz, als leute, fremde menschen, zu den ständen rannten und eilig blumen kauften, alle blumen kauften sie, rosen, narzissen, tulpen und alle stände waren bald leergefegt und der hölzerne sarg bedeckt von einem bunten teppich später liebe und alles war dahin, die uniformen, die fronten, die toten und die täter. 

16.07.12

ODYSSEE INS REICH DER MITTE

in den boutiquen, nur traurige menschen. 
(neongelbe sportschuhlaeden)
schweden fahren rent-a-bike, 
mode-essen verdraengt currywurst 
und da wo sie vereinzelt wieder auftaucht, 
die wurst, 
ist sie ploetzlich modewurst. 
alles hier ist angestrengt. 
in den gesichtern der jungen menschen:  
schweissperlen und fragezeichen, 
angst und verzweiflung. 
projekte in der pipeline. 
flaschenbier und vernissagen; 
vintage, höchstens die ideen. 

13.07.12

140

Die Anordnung
von Kissen, Decke,
Körper
Weit nach Mitternacht
Alleinigkeiten unterm
Einfachdoppelfensterglas
Unruhe





03.07.12

STERN

es geht auch hier um: berliner hörigkeiten
um verbeugungen vor einem wirren idealbild
vor verschwommenen gebilden und um
"das können wir auch"
es bedarf nur einem zelt und einer menge geld
und mädchen und geschäftsleuten
in angesagten jeans
es geht hier auch um: sehnsüchte 
nach unerreichbarem und scheinbar
bald erstrebenswertem
es geht um das rumzeigen
von magazinen, 
die sonst alles zeigen ausser uns





21.06.12

0101011001100010

fackelzug, protzgehabe, 
modisches rumkunstgelaber, 
fettenst im kalender streichen, (rechtzeitig die sinne eichen)
ticket loesen, antwortfax, 
in begleitung: schabernack, 
treiben an der gratisbar, 
schnell noch fotos hier und da, 


uploading um vier Uhr nachts, 
dicker mensch, wer haetts gedacht, 
hier bist du noch, hier bist du wer?
grundlos irrst du schlicht umher, 
hauptsache die anderen lesen
kommentare deiner spesen, 


abende in dunklen loechern, 
stumpfe pfeile sind im koecher, 
nicht mal trunken interessant, 
geistig leider laengst verbannt 
in deine kleine netzwerkwelt 
und alles alles wirkt bestellt

15.06.12

INSERT

"Und plötzlich ist alles wieder da, innerhalb einer Sekunde, für eine Sekunde, Barbarossastrasse, Schöneberg, Mutter, Fischlabor, nach dem Sturm, vor dem Wind, Smileys an den Decken von Kleinstadtdiskotheken, Glasfirmenchefs' Töchter und Sennenhundbesitzer, keine Handys, kein Internet, nur Bier und grosse Brüste und weggefegte Teenagerzelte auf verranzten Campingplätzen und die Beastie Boys, die aus grossen Kassettenrekordern unverständliches spuckten, was willst du jetzt, Gedanke? Hast du denn keine Ruhe?"