27.04.12

NUTZVIEH, ETC


WETTLAUF NACH BOMBAY
ALS WIR, AM SCHÖNEBERGER RATHAUS, 1987,
IRGENDWIE ENTRONNEN SIND
DEM GREIFARM UNSERER HÜTER
IM FLASHDANCE
UND ANDERSWO
NICHTS ERINNERT NOCH AN:
UND WIE EIN GESCHMINKTER AFFE, SITZT DU DA.

16.04.12

AN DER ROTEN LAMPE



kragen hoch: der wartemann, 
blick gesenkt und zitternd, dann:  
wie eingefroren steht er da, 
erinnert sich was gestern war.  
kaelte gibt ihm seine schwere,  
finger tippen ungebrochen 
morsezeichen in die leere,
passanten kreuzen ziellos hier, 
der eine satz: ich mag kein bier, 
klingelt hallend nach, er laechelt still, 
denn das ist alles was er will. 
kippenberger hats gewusst, 
das fahle rot wird weggeputzt 
durch menschen in den diskotheken, 
die sich, wenns geht, ganz klein bewegen
wenn andre ihre brötchen holen
morgens und auf gummisohlen
vielleicht ist alles nur gedanke
vielleicht ist dieser ort für kranke
alte helden alter zeiten
die die wahrheit schlicht vemeiden
doch nichts ist schöner: der gedanke
von glück unter der roten lampe


11.04.12

SAVE THIS DATE

leerlaufgang im auto, 
zweite reihe, flux fm,
gedanken sind woanders grade, 
spiegelblick: dein groesster fan
erster lauer fruehlingsabend, 
wochenmitte fast erreicht
konzentriert auf nebensachen, 
haarwachs, das zwei wochen reicht
kontrollblick innen/aussenspiegel, 
alles wie es grade war 
nicht veraendert hier so sehr 
wie suchen nach dem suppenhaar 

06.04.12

YOUTUBELINKS IM DAUERFEUER

Steht am Tisch, am leeren Tisch, Aschestühle, Hochhackschuhe /
Diebstahlgläser rühren stumm die unbekannte Drogensuhle


02.04.12

1000

die alte bildzeitung, 
von heute morgen, 
unter mir, neben mir, 
im bett, der messbecher, 
randgefuellt mit eis und wasser
danke fuer den vodka /  
kommunikation mit fremden/ 
eloquent, bis zuletzt. 
uebersprungshandlungsstrang 
gilt als verworren. / 
beide haende in die luft, 
hinter ihr die flechtlampe. 
glueckliches schattenspiel, 
fuer einen moment, fuer einen tag, 
nur jetzt, gegen das Immer. / 
heute: alleine im grossraumtaxi. 
Ich will: tatar, tatar. hast du nichts gemerkt? 
bis zum aeussersten: mein inneres. 

31.03.12

23.03.12

VERLIERERMUSIK

DU UND DEINE VERLIERERMUSIK, WENN ICH NOCH EINMAL UDO LINDENBERG ERTRAGEN MUSS, ERTRAGE ICH NICHTS MEHR / ICH VERLIERE  DEN LEBENSWILLEN,
UND WERD MICH BALD BEDÄMMERN / MIT ALLERHAND VON PILLEN / GIB MIR SCHNELL DEN TODESKUSS, WENN ICH NOCH EINMAL UDO LINDENBERG ERTRAGEN MUSS


19.03.12

BERLIN, ES DROHT DER FRÜHLING

der alte fritz aus charlottenburg, der geschrumpfte dietl, steinalt und blass ist er und schaukelt schon lange nicht mehr in die paris bar fuer ein bier und zwei geschichten ueber den pianisten von rolf eden, nach dem krieg, in westberlin 


musik spielt man immer nur fuer einen menschen


in der ubahn (schon wieder ubahn) sitzt neben mir eine frau, die ausgeschnittene und aneinandergetackerte lebensmittelsonderangebote studiert. nutella, fanta, sowas. sie wirkt sehr nervoes. 

13.03.12

APRIL







der es braucht, 
will es nicht nehmen
und der es will
will's lieber stehlen
so stehst du dann vor schokoosterhasen 
und weisst nicht wer sie kriegen soll
denn insgesamt ist diese zeit 
ja nicht besonders wundervoll





VON DEM GLÜCK NICHT IMMER PECH ZU HABEN

Das Gesicht spricht  hundert Lederbände.
Im Restaurant für Dicke, Das Phantom, der Ober
Keiner der hier sitzt hat Ahnung,
wer er ist. Keiner hier hat einen Schimmer
Warum muss Wein geprobt werden?
Warum trinken sie nicht einfach?


Blutüberströmt
Durchdacht
Mitten in der Nacht
Finger hasten 
über Tasten
Makrosprosse auf Nährboden
Hundert Männer trampeln nieder
Was ich vorher sanft gewässert
und immer wieder diese Lieder
ich hätte gern den Text verbessert















06.03.12

D

geh doch zu deiner pre-opening eröffnungssache mit mitgeschicktem bändchen, das die aufschrift trägt, die du so willst, so eng, dass es dir den puls durchsägt, das herz schlägt lang nicht mehr und die grosse enttäuschung, wenn du nicht durchgegrüßt wirst, am eingang, der türsteher kennt dich doch, ist so ungeheuer - denkst du und dann drinnen, nach einer ganzen ewigkeit, alles nur verwittertete gesichter und milchige mundwinkel, die nach oben zeigen, verkrampft und verbittert und bekannt und die hand führt den arm in die nächste begrüßung, umarmst einfach jeden und alles und keiner wird entkommen, denn es sind zu viele, die den weg versperren hier, flüchten ist unmöglich. es sind die nutten, flittchen, ja-sager, alkoholiker, suchende, fluchende, lachende und heulende die hier fehlen. 

DIENSTAGS

der stadtraum, wenn er dunkel wird,
läßt dir leider auch gelegenheit,
dich nochmal neu zu äussern.
wie verzweifelt habe ich die
altbauwohnung abgesucht
nach verstecktem
essbaren
nach einem riegel schokolade

marathon der trilogie
und dann direkt in die südsee
überall pizza essen
ausser an tischen und in restaurants
und sich beschweren über dinge
die man heimlich liebt.

29.02.12

15:00

nicht zu viel / zu oft / Geräusche hören über Ohrlautsprecher / in gelben Waggons / in grauen Städten / das alles lenkt nur ab / und ist keine Ablenkung / wenn entgegenkommende Einbahnstrassen / zu Sackkassen werden / über Untergrundbahntrassen mit Anwohnermassen / im Feierabendverkehr

22.02.12

FLANELL UND ANDERE DÄMMSTOFFE

er ist unter rehaugen getreten
in aller lebensmuedigkeit, 
ins gesicht gesprungen 
mit ungesunder eitelkeit, 
mit zentnerschweren koffern
in stark verkrampften haenden, 
mit zitternder entschlossenheit 
in grauen alten lenden, 
hat morgens still im raum gesessen, 
hoerend auf ein zeichen, 
und wusste doch, bei allem willen, 
das wuerde hier nicht reichen
stundenlange unterschiede, 
falsches kleingerede, 
sie wussten doch, 
du wusstest noch 
von bomben, die ich legte.

18.02.12

AUF, ZU

"Er wollte doch nie zu Konzerten gehen, weil er es nicht mochte, in die falsche Richtung zu blicken. Hier, wo er gesehen werden konnte, weil er immer im Weg stand, das konnte er gut, im Weg stehen. So blieb er meist fern und blitzte nur ab und zu zwischen Vorhängen hindurch, blitzte auf leere Bühnen aus gelacktem Holz und leeren Gesichtern. Wie sie damals einfach einbrachen in diese Welt. Lächerlich."

14.02.12

BRENNER

Dann kann ich im Auto schlafen und wir frühstücken ein Stück Frühstück an alten Raststätten 
und später lese ich dir aus der BILD vor, während Du vortäuschst dich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. 
Autobahn, am frühen Morgen, Dunst und fahle, klare 5:30 Uhr Himmel. 
Wenn bewegungsunscharfe Nadelwälder links und rechts von uns vorbeiziehen. 
Morgen tragen wir dann Sonnenbrillen.
Wenn es nach dem nächsten Tunnel wärmer wird und die Strassenschilder endlich andere Farben tragen, fragen wir nach Wegen und verstehen nichts. 
Fallendes Wasser.
Wenn nasse Wellen unseren Schmutz stehlen und trockene Sonnen unsere Häute wellen.
Wenn wir aufwachen, weil wir zum träumen viel zu müde sind. 





10.02.12

FREITAGS

Wenn es nicht die Rocky Mountains sind, 
an einem Sonntag im Bett, was dann? 
Wenn es draussen stürmt und grauer wird, 
wer singt dann für dich, 
im ZDF, an einem Nachmittag 
im Dezember, Dan Haggerty? 
Wer bringt dich nach Hause, 
wenn Du schon im Bett liegst?

08.02.12

ALS DIE SCHEISSE DEN VENTILATOR TRAF

die mittelalte dame schraeg/gegenueber traegt eine so unfassbar haessliche brille, dass es sich nur um eine kuenstlerin handeln kann.
Ich sitze hier und sehe aus.
/


orange in den haaren, gloria und jubel, der nachtkonsum muss  leben. 
die unfassbaren eigenbilder  liegen in den wehen
anleitung zum nichtigsein, ohne zu verlieren
deine monochromen neonlichter schlagen auf die nieren. 

03.02.12

PRAG 3


Ich muss sie über ihren Freund ausfragen, wir haben in Hamburg nie über ihn gesprochen, denke ich, und warum bin ich überhaupt hier, fahre nach Prag für ein paar Stunden, die  ein paar Hundert Euro kosten, die ich eigentlich  gar nicht habe. Sie sieht so gut aus. Sie ist so dünn. Nicht zu dünn, einfach nur dünn. Perfekt dünn. Wunderschön dünn und groß und ich muss jeden Bruchteil der Sekunden in Prag für immer in mein Gedächtnis meißeln und Prag erscheint mir schön und traurig, ich kenne diese ganzen Gassen seit Jahren, doch heute ist alles noch viel schöner und viel trauriger.
Wir gehen weiter durch die Altstadt, die wie immer voll ist mit Touristen, biegen hier und da in irgendwelche Gassen ein, vorbei an hunderten von Souvenirläden, die meist T-Shirts oder Schmuck oder Glaskunst anbieten und wir reden über dies und das, aber nichts von alledem ist wichtig, nichts von alledem von Bedeutung für uns und irgendwann setzen wir uns wieder in ein Cafe, eine Art tschechisches Starbucks, und gehen nach unten, in die untere Etage, denn dort, vor der Toilette, ist eine Sitzecke für Raucher, eine rote Couch und ein viel zu hoher Tisch und ich trinke meinen doppelten Espresso aus einem Pappbecher und wir reden immer weiter über alles, nur nicht über uns und ab und zu beuge ich mich zu ihr herüber und küsse sie, meist flüchtig, manchmal aber auch länger und meine Zunge dringt verzweifelt in ihren Mund und ich versuche sie so gut wie möglich zu küssen, so unvergesslich wie möglich, so zärtlich wie möglich, bevor unsere Lippen sich wieder trennen und unsere Hände nach dem mittlerweile kalten Kaffee greifen. Jeder Mann, der an uns vorüber  geht, fixiert sie, dann mich, dann wieder sie, denn auch mit Pickeln und fahlem Gesicht sieht sie aus wie eine Göttin.
Ich berühre ihr Bein, greife nach ihrer Hand und sie sieht  mich an, fast mitleidig, als wolle sie sagen:  Aber Ralf, das hat doch alles keinen Sinn.
Ich schaue sechshundert Mal auf die Uhr, und die Zeit rast mir davon. 

FRAU R

Alles passiert langsam, 
wenn Du rennst. 


Alles leuchtet hell, 
wenn Du im dunkeln sitzt.


Alles kommt, 
wenn Du gehst.